Banken zahlen bei Girokonten drauf

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Die Niedrigzinspolitik der EZB hat nicht nur Folgen für den konservativen Sparer, sondern stellt sich auch immer mehr als Herausforderung für Banken heraus, zumal das einst einträgliche Geschäft mit den Girokonten zusehends in die Verlustzone schlittert. Nun stehen die Kreditinstitute vor einem Scheideweg.

30 Euro Verlust pro Kunde

Nach Berechnungen der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) liegen die Kosten für die Verwaltung eines Girokontos jährlich bei rund 120 Euro. Durch die niedrigen Zinsen und damit die schwindenden Möglichkeiten, die Kundeneinlagen sowie die auf Basis der Einlagen geschöpfte Geldmenge zu attraktiven Zinsen per Kredit zu verleihen, rechnet sich das Geschäft mit den Girokonten nur noch für die wenigsten Branchenvertreter. Im Schnitt, so die Boston Consulting Group, steht ein jährlicher Verlust von bis zu 30 Euro pro Bankkunde, der in vielen Fällen nicht durch Gebühren für den Wertpapierhandel, Bausparverträge oder den Zins aus Dispokrediten ausgeglichen werden kann.

Konkurrenzkampf um den Kunden

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Unternehmensberatungen wie die BCG raten Banken nun dazu, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und wieder Kontoführungsgebühren einzurichten. Aufgrund des gerade in Deutschland vorherrschenden Preiskampfes zwischen den Kreditinstituten, in dem aktuell vor allem die Direktbanken die Nase vorn zu haben scheinen, scheint dieser Ansatz jedoch zumindest fragwürdig, denn gerade Preis-sensitive Kunden werden den betreffenden Instituten womöglich den Rücken kehren. Nichtsdestotrotz hat beispielsweise die Postbank neben der weiteren Reduktion der Filialen sowie des Personals bereits die Einführung neuer Gebührenmodelle angekündigt. Andere Institute beschreiten einen ähnlichen Weg.

Abnahme der Anzahl von Bankfilialen nach Region seit 2003

  • 9,0 Prozent (kreisfreie Städte)
  • 10,2 Prozent (städtische Regionen)
  • 13,4 Prozent (Regionen mit Verstädterungsansätzen)
  • 14,8 Prozent (ländlicher Raum)

(Quelle: KfW Economic Research)

Was die Zukunft hinsichtlich des Girokontos bringt, hängt sowohl von der weiteren Zinsentwicklung als auch von den Geschäftsentscheidungen der Banken ab. Wer aber schon jetzt Kontoführungsgebühren zahlt, sollte sich nach einem kostenfreien Girokonto umsehen.